Bericht: 11. Ritterfest Burg
Oberkapfenberg 2008
Von Johannes 29.06.2008
Die Burg Oberkapfenberg
Hoch über dem Ort Kapfenberg liegt die bereits im Jahr 1145 erwähnte Burg Oberkapfenberg, die längst zu einer Ruine zerfallen war und in den Jahren 1956-1957 zu einem Hotel-Restaurant umgebaut wurde. 1992 kaufte die Stadt Kapfenberg die Burg und seit 1994 setzt sich der Verein Initiative Burg Oberkapfenberg für die Renovierung der Burg ein. Mehr zur Burg Oberkapfenberg findet Ihr >> hier in Kürze.
Die Auffahrt zur Burg ist bereits im Ort Kapfenberg durch Polizisten abgesperrt, die uns in ein Wohngebiet weiterleiten. Ein vorsorglich angelegter Parkplatz ist nicht zu finden und so heißt es bei den wunderbaren Sommertemperaturen den Weg zur Busstation zu spazieren. Ein Shuttle-Bus fährt in viertelstündlichen Intervallen die engen Serpentinen vom Ort Kapfenberg zur Burg hinauf. Der Bus ist bis auf den letzten Stehplatz voll besetzt und die Temperatur steigt während der Bus sich mühsam die Straße hinaufschiebt. Auf der Hälfte des Fußmarsches zur Burg werden wir von 3 netten jungen Damen freundlich begrüßt. Mit 9 Euro bzw. den für bestimmte Personengruppen und Personen in historischer Gewandung vergünstigten Karten um 5 Euro liegt der Eintrittspreis in einem guten Rahmen.
Vorbei am Lorettohügel auf dem die Lorettokapelle (1676) steht und ein kleines mittelalterliches Lager eingerichtet ist, geben die Bäume schließlich den Blick auf den Burgvorplatz und die Burg frei. In der Mitte des gut gefüllten Platzes, der von diversen Ständen verschiedener Händler und Handwerker umrahmt wird, ist einer der fünf Vorführplätze, die so genannte "Arena" aufgebaut. Strohballen und ein Absperrungsband trennen einen kleinen Platz vom Zuschauerbereich ab.
Wenn die Arena nicht gerade von einer Gruppe "bespielt" wird, tummeln sich die kleinen Krieger herum und tragen im Stroh-Ambiente Ihren Vorbildern um nichts nachstehende wilde Schlachten aus. Sie nehmen sich ein Beispiel an den 5 wilden tschechischen Rittern bei deren Vorführung ihren Augen zu glänzen beginnen. Mit Holzschwert, Helm und Schild bewaffnet erobern sie die Arena und stellen sich jedem, der den Bereich betritt tapfer entgegen.
Die Schausteller
Für die wirklichen Kampfeinlagen zeichnet sich die tschechische Truppe "Merlet" verantwortlich. Dass sie der deutschen Sprache nicht mächtig sind, machen sie durch gute schauspielerische Künste wett.
Die aus dem Publikum erwählte Prinzessin sitzt während der Show in Mitten der Merlets und wartet auf die Ernennung des ruhmreichen Siegers. Bei Merlet ist für jeden Geschmack ein Typ dabei und so steht es dem Schaulustigen frei seine Sympathien dem rassigen Spanier oder dem ... kund zu tun. Es sei verraten, dass der kleinste der Schausteller die Gunst des Publikums auf seiner Seite hat. Spielt er doch gekonnt mit seiner naturgegebenen körperlichen benachteiligung und spielt mit dem mütterlichen Reflex auf die Reize des Kindchenschemas.
Doch gegen die Erwartung dessen, der die Vorführung zum ersten Mal erlebt, ist nicht er es, der die Prinzessin erobert. Der größte Ritter gewinnt die entscheidenden Kämpfe und scheint als Sieger aus dem Turnier hervorzugehen. Doch dann wird ein kleiner Junge aus dem Publikum auf die Bühne geholt, der schließlich den großen Krieger in die Knie zwingt, das Turnier gewinnt und als Belohnung einen Kuss der Prinzessin erhält. Lieber kleiner Krieger, vielleicht war diese Belohnung nicht ganz nach deinem Geschmack - dein Blick hat es uns verraten - doch Jahre später wirst du merken, den Kuss einer Prinzessin zu empfangen kann durchaus das Herz eines Kriegers zum schmelzen bringen.
Mittelalterliche Tänze werden in ansprechender Weise durch die Gruppe Saltarello der Tafelrunde Burg Oberkapfenberg geboten, die sich zum Ziel gesetzt haben, historische Traditionen zu beleben und Geschichte und historisches Kulturgut auf Burg Oberkapfenberg zu erhalten. Auf der so genannten Terrasse sammeln sich zahlreiche Menschen um der Tanzvorführung beizuwohnen. Abschließend kann das Publikum sich in den großen Kreis der Tanzenden einreihen und gemeinsam mit der Tafelrunde tanzen. Unter den Tanzenden aus dem Publikum konnten wir nicht nur Amateure, sondern auch Tänzer der Gruppe Eulenspiel, die das Ritterfest als Gäste besuchten, beobachten.
Die Musiker
Poeta Magica war auf mehreren Schauplätzen präsent und verzückte das Publikum mit lieblichen Melodien. Ihr "Oberhaupt" führte schließlich auch als Moderator durch die Abendshow. Doch dazu an späterer Stelle mehr.
Eine Gruppe von 4 entzückenden jungen Damen, die unter dem Namen Braagas "musizierende Edelfrauen" bekannt sind, habt uns verzaubert. Mehrstimmige Gesänge, begleitet von Flöten, Laute und Trommeln in einer Perfektion, die kaum eine Mittelalter-Musiktruppe zu bieten hat, erklingen am Nachmittag im Innenhof der Burg, bei der Burgschenke oder auf der Turmterrasse und am Abend auf der Bühne der Arena. Gestatte mir, lieber Leser, eine persönliche Bemerkung, für mich der heimliche Höhepunkt der Veranstaltung.
Leider vollkommen unpassend und für manches Ohr, zu denen ich auch die meinen zähle, wie ein brennender Stacheln das Trommelfell quälend und die Stimmung in unerträglichem Ausmaß trübend war die Beschallung mit volkstümlicher Musik in den Abendstunden im Gastronomiebereich unter den Schirmen nahe der Terasse. Bei der Masse an Besuchern stellt sich die Frage, ob ein derart unpassender Teil, der sich wohl nur mit kommerziellen Interessen rechtfertigen lässt, wirklich sein muss. Unsere höfliche Bitte: Verschont uns doch im kommenden Jahr mit diesem Teil. Eine gute Veranstaltung wie diese hat das schlichtweg nicht nötig.
Händler und Handwerk
Wir finden den Schmied "Ulf der Schmyd", der auch bei der größten Hitze seine Flammen stets am Lodern hält und den Besucher mit alter Schmiedekunst begeistert, Jiri der Schwerter Dolche Rüstungen und Ähnliches anbietet, Martin den historischen Steinmetz, Harze Kräuter und Gewürze der Laterna Magica, "Nützliches und Schönes" für die authentische geschichtliche Darstellung bei Vehi Mercatus oder Gewürzweine in der Taverne wilder Hahn. Bei dieser Aufzählung sei angemerkt, dass es sich lediglich um einen Auszug aus den zahlreich angereisten Händlern und Handwerkern handelt. Insgesamt waren übrigens 7 verschiedene Nationen unter den Mitwirkenden.
Programm
Wie immer, ist auch auf Kapfenberg die Greifvogelvorführung einer der Beliebtesten Programmpunkte bei Groß und Klein. Die Terrasse ist bereits Minuten vor der Vorführung voll belagert von Schaulustigen. An den Ecken der Terrasse sind Stangen angebracht, die einerseits den Greifvögeln als Landepunkte dienen und gleichzeitig die Boxen der Tonanlange tragen. Die Falkner stehen auf der Burgmauer und die mächtigen Tiere segeln über die Köpfe der Besucher hinweg. Die Wind und Thermikverhältnisse seinen auf Burg Oberkapfenberg "hervorragend" und "machen den Flug von Adler, Geier und Co durch naturnahe Freiflüge zum spektakulären Erlebnis".
Lorettohügel
Einen weiterern Schauplatz, ein wenig abgelegen vom Burgareal, bildet der Lorettohügel auf dem ein mittelalterliches Schaulager eingerichtet wurde. Schnaufende und schwitzende Gesichter erklimmen die Treppen zum Hügel auf dem rund 10 Zelte den interessierten Besucher in die urige Welt des Lagerlebens einführen. Denjenigen, die bei den sommerlichen Temperaturen noch eine Treppe zu erklimmen im Stande sind, stehen die Türen zur Lorettokapelle offen. Ein schmaler Pfad rund um die kleine Kapelle bietet einen herrlichen Blick über die wundervolle Landschaft.
Auf dem Lagerplatz führt auch die Gruppe Castra Vita ihre humorvolle Schaukampfeinlage vor.
Bei Nacht
In den Abendstunden sammeln sich alle Schausteller, Musiker und Tänzer neben der Buhne über der Arena ein.
Es folgen kurze Auftritte der meisten Gruppen, die musikalisch von Poeta Magica begleitet werden. Durch das Programm führt der Bandleader der Gruppe. Eine gelungene Feuershow von Lux Aeterna findet großen Gefallen beim Publikum.
Den offiziellen Abschluss des ersten Tages bildet ein mitternächtliches Harfenkonzert von Angus von Tara.
Gesamt
Veranstalter Robert Auer kann sich über ein gut besuchtes (ca. 15.000 Besucher), schönes Mittelalterfest, freuen bei dem einem nie langweilig wurde. Durchgehend, ansprechendes Programm zog sich über die gesamten Tage.
Die Burg selbst bietet zwar keine schönen historischen Räume, stand den Besuchern jedoch die ganze Zeit offen. Man konnte nach Lust und Laune durch die Räume gehen, die Balkone betreten, den Burghof von oben betrachten und sogar von einer kleinen Terrasse neben dem Bergfried das gesamte Gelände überblicken. Bitte weiter so, nur ohne die oben beschreibene volkstümliche Beschallung ...
Für das 12. Ritterfest werden übrigens bereits jetzt Ideen geboren und pläne geschmiedet. Die Platzplanung soll auf eine ganz neue Art gestaltet werden. Aber dazu mehr in der Vorberichterstattung im nächsten Jahr ...
Von Johannes 29.06.2008 |