Bericht: 5. Mittelalterfest
Burg Lockenhaus 2008
Von "Das Waschweib" 26.05.2008
Burg Lockenhaus
22. – 25. Mai 2008
Vom 22. bis zum 25. Mai konnte der Mittelalterfeste Freund auf Burg Lockenhaus alles erleben was zu einem guten Fest gehört. Schaukämpfe und Lagerlaben von Prima Nocte und Gungnirs Snata, mittelalterliche Tänze der Gruppe Eulenspiel, Musik von Joculatores Primae Noctis und Musici Hilari und zahlreiche Marktstände. Auch die Burgtore standen dem Besucher offen.
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Der Rittersaal auf Burg Lockenhaus |
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Geschichten und Legenden ranken um die Burg, die um 1200 erbaut und erst Leuca genannt wurde, wie die Büsche und Pflanzen um deren altes Gemäuer. Templerburg oder nicht, das Flair, das diese Gemäuer ausstrahlen, lässt Herzen – die alte Steine lieben – etwas schneller schlagen.
Als ich am Freitag Abend durch den Torbogen trat, fand ich mich in eine Zeit zurück versetzt, die genau dieses Gefühl auslöst, nachdem wir – die wir von einem Mittelalterfest zum anderen fahren – süchtig sind. Begünstigt wurde dies durch die Tatsache, dass kaum nicht gewandete Besucher zugegen waren. So lenkte ich meine Schritte über das Kopfsteinpflaster hinauf in Richtung Marktplatz, von wo aus mich Spielmannsklänge lockten.
Der Markt
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Ronny von Prima Nocte |
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Erstaunlich breit war das dargebotene Sortiment der Kaufleute, die sich da um die Burg säumten. Beinahe kein Wunsch der offen blieb und manche Stände sind es wert, besonders hervorgehoben zu werden.
Da wäre zum Beispiel der Schmuckstand. Allerlei Kopfschmuck und Geschmeide, dass Hals und Hand von manchen Edeldamen ziert und Bände über die geschickten Hände derjenigen Dame spricht, die diese fertigt. Ein paar Worte mit ihr zu wechseln, lassen keinen Zweifel offen, dass sie gerne und gut mit Steinen, Metallteilen und Perlen umzugehen weiß und voll hinter ihren geschaffenen kleinen Kunstwerken steht. Dass dort und da die Materialien nicht ganz authentisch sind, ist nicht bestritten. Die liebevolle Präsentation jedoch lässt darüber hinweg blicken.
Guter Duft konnte auch die Nasen des Besuchers beglücken. Ob es nun Naturseifen oder Räucherwerk war, welches einlud, ein paar Augenblicke tief durch zu atmen und gegebenenfalls etwas davon mit nach Hause zu nehmen.
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Karl der Kahle mit seinem Bogen und Armbruststand |
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Gegenüber der Felsenbühne, wo Karl der Kahle und seine Oberhexe ihren Bogenschiessstand betrieben, wurde laut gejubelt, wenn holde Maid oder edler Recke mit Glück oder Geschick in die goldene Mitte trafen. Ich hatte die Gelegenheit, das Treiben rund um den Bogenstand einige Weile zu beobachten. Es war ein Vergnügen, mitzuerleben, mit welcher Geduld die ganz jungen, angehenden Bogenschützen ihre ersten Unterweisungen erhielten, wie Scherz und Lachen die Atmosphäre auflockerte.
Wenn einen der Virus des Bogenschiessens erfasst, so wurde er einige Schritte weiter beim nächsten Stand vertieft. Dort fand man Langbogen, Reiterbogen, Pfeile, Köcher bis hin zu Schwert und Lederwaren. Besonders auffällig war die vernünftige Beratung für diejenigen, die sich zum Kauf eines Bogens entschlossen. Egal, ob groß oder klein, sie durften die Auswahl der Bögen am Schiessstand von Karl ausprobieren. Hier funktionierte das Zusammenspiel der Betreiber beider Stände wunderbar. Wer hat das auf anderen Märkten – egal welcher Art – schon so erlebt? Ich jedenfalls nicht.
Dass es auch Stände gab, die nicht besonders Mittelalter tauglich waren, sei dahin gestellt. Schade, dass es immer wieder Marktfahrer gibt, denen scheinbar nicht bewusst ist, wie sehr sie die Mühen der anderen und somit das Gesamtbild eines Marktes zerstören. Meine persönliche Anmerkung: Ich meide solche Stände und stille meinen Kaufrausch woanders.
Die Gastronomie
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Geschäftsführer Andreas Horvath |
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Es ist schon ein eigenes Thema, die Gastronomie. Steht da die schnelle Bedienung und Effektivität im Gegensatz zu Ambiente und Marktgefühl. Die sehr sympathischen „Wirte und Wirtinnen“ waren gut gelaunt und verstanden es auch mit dem einen oder anderen angeheiterten Besucher umzugehen.
Jedoch – so schön die Augenblicke auf Märkten auch sind. Bier, Met und sonstige Getränke in Plastikbechern schmerzen nicht nur das Auge eines Mittelaltersüchtigen. Die Grillerei von Spanferkel und Huhn mit modernen Geräten dient der schnellen Zufriedenstellung von in der Hitze ungeduldigen Besuchern. Eine Lösung gäbe es sicher, dieses nicht ganz so offen zu präsentieren. Ein Gedankenanstoß von meiner Seite, da ich auch erlebt habe, dass es anders funktionieren kann und so den Markt aufwertet, wenn die Gastronomie stimmt. Die Preise sowohl im Markt als auch in der Burgtaverne bezeichne ich als äußerst human und familienfreundlich.
Feuershow, Musik und Tanz, Kinder
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Feuershow |
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Joculatores Primae Noctis und Musici Hilari verwöhnten die Ohren mit den Klängen von Sackpfeife, Drehleier, Trommeln und anderen Instrumenten. Inmitten der Besucher brachten sie ihre Lieder und Melodien zum Besten und man fand so manchen Besucher im Takt wippend und gespannt lauschend. Einer der kleinen Höhepunkte des Festes. Aufgrund der Beschaffenheit des Veranstaltungsgeländes könnte es durchaus noch weitere Gruppen vertragen.
Sowohl am Freitag als auch am Samstag kamen wir in den Genuss der Feuershow. Leuchtfeuer – zwei mit den Feuer spielenden Damen – aus Hamburg und München verstanden es vor allem im Programm von Freitag, mit Choreographie und Darstellung Geschichten zu erzählen. Ja, sie haben uns die Nacht erhellt und es war eine Freude, diese Show mitanzusehen.
Das Ritterturnier für Kinder war ein voller Erfolg. Stelzen gehen, Sackhüpfen, Ringe werfen, balancieren – all diese Prüfungen mussten bestanden werden, um ein Knappe zu werden. Es herrschte reger Andrang und der Ansturm hätte mich wohl veranlasst, die Flucht zu ergreifen. So aber konnte ich amüsiert am Rande des Geschehens die stolzen Väter, helfenden Mütter, begeisterten Großeltern – aber vor allem die lachenden Kinderaugen – betrachten. Und ich frage mich, wer hier am meisten stolz war nach Erhalt der Urkunde, die Kinder oder die Eltern?
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"Eulenspiel" und Tänze aus der Zeit des Mittelalters |
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Tänze aus der Zeit des Mittelalters konnten nicht nur bewundert werden. Eulenspiel reiste mit dem Besucher durch die Länder und zeigte somit einen Teil des Gesellschaftslebens. Tänze die Lebenslust der damaligen Zeit zeigten und sichtlich auch heute noch Spaß machten. Der letzte Tanz gehörte dem Publikum und all jene, die vorher schon ihr Tanzbein kaum unter Kontrolle halten konnten, hatten die Möglichkeit, in diese Lebenslust einzutauchen.
Lagerleben
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Gungnir Snata |
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Zu Beginn der Marktstrasse und am Ende im Burggarten säumten viele Zelte der Lagergruppen den Weg. Ob es nun Gungnir Snata, eine Wikingergruppe, die auch Wachrundgänge vollführte, oder Prima Nocte, die unter anderem Schaukämpfe zeigten, waren. Die Lager waren auf alle Fälle mehr, als nur einen Blick wert.
Besonders fand ich im Lager Eulenspiel die Darstellung vom Handspinnen bis hin zum Brettchen weben. Eine sehr freundliche Dame zeigte uns, wie authentisch auch heute noch Gewandung genäht werden kann – mit der Hand. Wir erhielten einen kleinen Einblick in die Garderobe von damals, konnten bestickte oder mit Borten schöne Kleider betrachten. Ich denke, es ist nicht nur ein Hobby dieser Dame sondern eine Leidenschaft, mit welcher Hingabe zum Detail sie ihre Gewandungen kreiert.
Drumherum und Besucher
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Handspinnen bis hin zum ... |
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Warum sollte man auch nicht diesen Punkt ansprechen, der nicht allein zu Lasten eines Kaufmanns oder Veranstalters geht.
Am Freitag Abend kaum noch Besucher, so füllten sich am Samstag und Sonntag die Wege durch Markt und Lager. Keine Zustände wie Aggstein oder Rosenburg, aber dennoch stieß das Fest auf reges Interesse. Obwohl die Werbung nicht breit gestreut war und z.B. unsere Anfrage um das Programm per e-mail vor ein paar Wochen nicht beantwortet wurde – Interessierte fanden den Weg zur Burg.
Wo Besucher und reges Treiben, da sind leider auch am Morgen des nächsten Tages Spuren zu finden. Ob es nun Becher, leere Flaschen oder Papiermüll ist, der das Bild stört. Ich finde es immer wieder schade, dass es einige gibt, die Gedankenlos an einer Stelle einfach alles fallen lassen und somit dem nächsten eine ungetrübte Sicht verderben. Dass Müll in den Mülleimer gehört, weiß man doch auch zuhause, oder etwa nicht? Genau so verhält es sich mit WC Anlagen. Verständlich sind schmutzige Spuren auf Fliesenböden bei Regenwetter, doch alles andere wirft mir immer wieder andere Gedanken auf. Für den Veranstalter ein Mehraufwand, den die Besucher später zu tragen haben – z.B. im Eintrittspreis.
Gedankenlosigkeit auch an anderer Stelle, wo man die Kinder einfach sein lässt. So beobachtete ich die Kletterabenteuer von Kindern an steilen Hängen und so daraus resultierende Situation, die glücklicherweise gut ausging. Was wäre die mögliche Antwort des Veranstalters bei einem Ernstfall? Entweder Absperrungen, die wiederum das Gefühl auf Veranstaltungen trüben oder ein klares AUS. Ich denke nicht, dass das in unser aller Sinne wäre – ein verletztes Kind oder Person, höhere Eintrittspreise oder gar keine Veranstaltung.
Gesamteindruck
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Burg Lockenhaus |
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Ich masse mir nicht an, einen Markt zu bewerten. Das soll jeder der Besucher für sich tun. Meine persönlichen Eindrücke erinnern mich auch an das wechselhafte Wetter dieser Tage. Sonnenschein gefolgt von Regen gefolgt von Sonnenschein.
Ein paar entscheidende Schwachstellen, die es wert sind, beim nächsten Mal auszumerzen, doch auch viele Highlights, bei denen sich eine mehrstündige Anreise gelohnt hat.
Bericht: "Das Waschweib" 26.05.2008
Aus gegebenem Anlass:
Es gibt viele Arten, Berichte über Märkte zu schreiben. Knallharte Fakten, die jedoch recherchiert werden sollten, stehen im Gegensatz zu Erlebnisberichten und persönlichen Empfindungen. Doch egal, wer was über wen schreibt, sollte immer Bedenken, dass die Wortwahl schnell von der Grundlage – die es dem Leser ermöglicht, eine eigene Meinung zu bilden – zu einer Publikation einer vorgefassten Meinung wechseln kann. Das heißt nichts anderes, als dass man Vorsicht walten sollte, immer die goldene Mitte zu wählen.
Es gibt immer verschiedene Sichtweisen, und das ist auch gut so. Doch sollte man, auch wenn dort und da Kritikpunkte zu äußern sind, auf respektvolle Wortwahl achten. Kritik soll konstruktiv sein und veranlassen, etwas in Gang zu bringen, etwas dazu zu motivieren, es zu verbessern. Andersfalls sind es nur verbale Schläge ins Gesicht – und Aktion erzeugt Reaktion. So sind wir dann weit weg von Verbesserungen und im schlimmsten Fall ist es der Auslöser, etwas zum Tode zu verurteilen, was hätte wunderbar werden können.
Vielleicht ein kleiner Gedankenanstoß an all die jungen Reporter/innen, die lebhaft Mankos in Wort und Bild dokumentieren und publizieren. Nicht sparsam sind mit den Worten „hätte man besser“ und „sollte man“. Nehmt euch Zeit, gerade bei mehrtägigen Mittelaltermärkten, diesen so lange wie möglich zu erleben. Kein gepresstes Programm an einem Tag. Dann wird vielleicht die eine oder andere vorschnelle Meinung weichen. Schließlich seid ihr keine Racheengel sondern ein wertvoller Informationsträger. Mit etwas mehr Verantwortungsbewusstsein ein Bote, der sogar einen positiven Stein ins Rollen bringen kann. (pers. Anmerkung des Verfassers)
Das Waschweib
Datum: |
22.
- 25. 05. 2008 |
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Öffnungszeiten: |
Donnesrtag - Samstag: 9:00 bis 23 Uhr
Sonntag: 9:00 bis 18 Uhr
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Eintritt: |
Erwachsene: 8 Euro, gewandet 4 Euro
Kinder: 5 Euro, gewandet 2,50 Euro |
Beschreibung des Veranstalters:
Unser 5-jähriges Jubiläum! Mit originalgetreuen Zelten, Rittern, Gauklern,Minnesängern, Feuershow, Bogenschießen,Axtwerfen, Mittelaltermarkt, Waffenschmiede, Kinderritterturnier, Mittelalterkonzerte auf unseren Freiluftbühnen, u.v.m
Programm:
9:00 |
Öffnung der Tore |
10:15 |
Templerwachrundgang |
10:30 |
Templerburgführung mit Gerhard Volfing |
11:30 |
Mittelaltertanz (Marktplatz) -Eulenspiel + Musici Hilari- |
12:30 |
Marktmusik (Marktplatz) - Joculatores Primae Noctis- |
12:30 |
Gesang (Burggarten) -Opera Pannonica- |
12:45 |
Templerwachrundgang |
13:00 |
Templerburgführung mit Gerhard Volfing |
13:30 |
Mittelaltertanz (Burggarten) -Eulenspiel + Musici Hilari- |
14:00 |
Gesang (Marktplatz) -Opera Pannonica- |
14:00 |
Kinder-Ritterturnier (Felsenbühne) |
14:30 |
Schwertkampf (Felsenbühne) -Prima Nocte- |
15:00 |
Marktmusik (Marktplatz) - Joculatores Primae Noctis - |
15:00 |
Templerwachrundgang |
15:15 |
Templerburgführung mit Gerhard Volfing |
15:30 |
Schwertkampf (Felsenbühne) -Prima Nocte- |
16:00 |
Kinder-Ritterturnier (Felsenbühne) |
16:00 |
Gesang (Burggarten) -Opera Pannonica- |
16:30 |
Mittelaltertanz (Marktplatz) -Eulenspiel + Musici Hilari- |
17:00 |
Marktmusik (Burggarten) - Joculatores Primae Noctis- |
17:00 |
Templerwachrundgang |
17:15 |
Templerburgführung mit Gerhard Volfing |
17:30 |
Schwertkampf (Felsenbühne) -Prima Nocte- |
18:30 |
Konzert (Marktplatz) -Musici Hilari- |
19:30 |
Schwertkampf ( Marktplatz) -Prima Nocte- |
20:00 |
Konzert (Marktplatz) - Joculatores Primae Noctis - |
21:00 |
Feuershow (Marktplatz) -Leuchtfeuer- |
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Übernachtungsmöglichkeiten und Gastronomie:
+ wird gerade erneuert!
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