Bericht: Keltenfest Großweikersdorf 2008
Von Johannes 20.06.2008
Der erste Eindruck kann trügen ...
Und wieder einmal zeigt sich, dass der erste Eindruck trügen kann ... Hat man das A4 Schildchen in Tarnfarbe, das einem den Weg zum Fest weisen soll nicht übersehen, dann gelangt man durch ein paar Gässchen zu einer hinter zwei mächtigen Bäumen gelegenen Wiese. Ein Blick aus dem Autofenster auf das Gelände und ein Blick in die Augen meiner Beifahrerin stellen dieselbe Frage: "Wo sind wir denn hier gelandet?" Vielleicht erst mal umsehen, bevor wir die Veranstalter begrüßen und sich die unangenehme Situation des wortkargen Herumstehens ergibt. Das Festgelände war noch nicht wirklich von vielen Besuchern erobert und dass sich das noch ändern würde war nicht abzusehen.
Doch schon auf dem Weg zum Gelände kommt uns ein sympathischer Bursche entgegen und hat gleich ein paar lustige Sätze auf den Lippen. Wie wir später merken, ist er ein Teil der liebenswerten Familie, die wir noch kennen lernen sollten.
Klein aber fein
Das Fest fällt klein, familiär und gemütlich aus. Der Großteil der Besucher, die nach und nach eintrudeln, scheint aus der näheren Umgebung zu kommen. Die Veranstaltertruppe scheint sehr harmonisch zu sein und so ergibt sich oben befürchtetet Situation nicht im Ansatz. Im Gegenteil! Wir erleben eine stimmige Atmosphäre, offene und freundliche Menschen und einen Platz an dem wir uns wohl fühlen.
Die Schausteller
Die aus dem nördlichen Waldviertel, genauer gesagt aus dem Bezirk Waidhofen an der Thaya, (der auch unser Stammsitz ist) stammende Gruppe Asanium hat ihr Lager, bestehend aus 4 Zelten am hinteren Ende der Wiese errichtet. Die 3 jungen Damen der Truppe beschäftigen sich mit Näharbeiten während die Herren der Schöpfung ihre Klingen schwingen, sich an den gebotenen Aktivitäten beteiligen und den flüssigen Köstlichkeiten föhnen.
Händler und Handwerker
Der Schmied und sein Gehilfe zeigen die alte Kunst der Eisenverarbeitung. Die Bocksche Werkstatt ist mit einem Zelt vertreten und Georgie von der HexenKuchl hat sein Zelt aufgeschlagen. Wer sein Repertoire für Massenware hält liegt weit daneben. Beim sympathischen Georgie, der die Meisterklasse für Bildhauerei unter Professor Michelangelo Pistolletto an der Akademie der bildenden Künste in Wien mit Diplom abgeschlossen hat, finden wir viele von ihm persönlich handgefertigte Stücke.
Die Musik
Die Jungs von Haga Skalden bespielten in leicht geschwächter Formation, so hat es beispielsweise Hellemuath vorgezogen den sonnigen Süden zu genießen, das Fest bis in die späten Abendstunden. Selbst nach der Feuershow, die mit etwas Verspätung erst gegen 22:30 beginnt, stimmten sie noch weitere Lieder an. Leider nimmt das Publikum ihre gute Vorstellung eher als Hintergrundmusik auf und Applaus, den sie sich definitiv verdient haben, ist selten zu hören.
Das Kinderprogramm
Den Kleineren wird die Möglichkeit gegeben sich beim Stand der ortsansässigen Kreativwerkstatt von "Kunterbunt" künstlerisch zu entfalten oder an einem kleinen Lagerfeuer die Würstel selbst zu grillen. Begehrt ist das reiten auf einem Pony und in unmittelbarer Nähe ist ein Spielplatz. Was kann ein Kinderherz noch begehren.
Sie sind immer und überall
Kaum ein Fest wird ohne sie begangen, oder zumindest ohne den einen oder anderen von Ihnen. Unter den Gästen haben wir diesmal 3 Mitglieder von Eulenspiel entdeckt. Auch Lady Purple von Hagazussa-TV hat sich unter die Gäste gemischt, gesellt sich zu uns und hält die eine oder andere Szene mit ihrer Videokamera fest.
Männer, die Ihre Frau stehen
Dem Ruf des Herolds von Mör Teaghlachh folgen bei jedem Bewerb rund 50 Männer und Frauen, die gegeneinander antreten. Trotz der Ankündigung, dass denjenigen der männlichen Beteiligten, die sich auf der "falschen" Seite befänden, ihr kostbarstes Stück genommen würde, haben sich einige Männer nicht abhalten lassen, den Frauen ihre Unterstützung anzubieten und sich unter diese zu mischen um kräftig zu ziehen. Unter Ihnen sind natürlich die dem ritterlichen Codex verbundenen Mannen von Asanium. Den Sieg tragen jedoch trotzdem meist die Männer davon, obwohl es den Frauen doch gelingt das eine oder andere Duell für sich zu entscheiden. Ein großes Vergnügen mit einfachsten Mitteln.
Stammwerfen will geübt sein
Sehr beliebt war auch der Wettstreit im Stammwerfen. Ich selbst habe mich darin versucht. Der Stamm ist zugegebener weise nicht wirklich leicht und es bedarf schon einer gewissen Anstrengung das zu werfende Stück Holz in die richtige Position zu heben. Beim ersten Versuch gelang sogar ein weiter Wurf mit Überschlag desselben. Für das erste Mal eine gute Leistung wie ich mir sagen ließ, aber auf den besten Werfer fehlten dann doch zehn Fuß.
Das leibliche Wohl
Für das leibliche Wohl wird selbstverständlich auch gesorgt. In großen Kesseln auf offenem Feuer kocht Eintopf vor sich hin, der in ausgehöhlten Brotlaiben serviert wird. Die Gastro hat wenig Authentisches, was bei dem guten Geschmack und der liebevollen Darbietung aber in den Hintergrund tritt. Wie manches auf dem Fest durch den herzlichen Einsatz der Mör Teaghlach-Crew wettgemacht wird.
Eine keltische Doppelhochzeit
Mit Spannung haben wir die angekündigte keltische Doppelhochzeit erwartet. In einem Gespräch mit einer der beiden Bräute, die Mitglied der Gruppe Asanium ist, wird ihre Nervosität deutlich. Ist sie doch bereits nach christlich-kirchlichem Recht verheiratet, was sich jedoch als problemlos herausstellt. Die keltische Hochzeit gilt übrigens, aus Rücksicht auf die Freiheit des Menschen nur für ein Jahr.
Der Zeremonienmeister, ein Urgestein von Mör Teaghlach, baut 3 Tische, bestehend aus Holzklötzen und Steinplatten auf, zieht einen Kreis, den nur die Zeremonienmeister, das Brautpaar und Ihre Trauzeugen betreten dürfen und schickt die Trauwilligen zum als Eingangstor errichteten Blätterbogen. Von Dort werden sie von Zeremonienmeister und seinen Gehilfen abgeholt. Begleitet von den Klängen von Haga Skalden marschieren sie an den Bierbank-Besucherreihen vorbei in Richtung Trauort. Räucherwerk und mystische Formeln, untermalt von Klängen der Musiker geben der Zeremonie einen besonderen Charakter. Überschwänglich wird den Brautpaaren gratuliert und das frisch vermählte Paar genießt die Hochzeitsnacht bereits vor dem Sonnenuntergang und zieht sich in den Badezuber zurück. Der folgende Teil der Geschichte bleibt an dieser Stelle unbesprochen ...
Die Feuershow
Die Zeit zwischen der Hochzeit und der für 22 Uhr angekündigten Feuershow zieht sich etwas. Plötzlich schiebt ein großes Feuerwehrauto die kleine Gasse verkehrt herein und die Jungs der örtlichen Feuerwehr rücken an. Eine kleine Gruppe an Menschen beginnt sich neben dem kleinen Hügel zu versammeln. Die Burschen von Asanium beginnen die Wartezeit zu verkürzen und zeigen Ihre Feuerspuck- und Schluckkünste.
Eines der Highlights des Festes ist die Feuershow. Vorgesehen ist, dass die Veranstalter selbst die Feuer lodern lassen. Ob das wirklich gut geht? Diese Frage ist eindeutig mit "Ja" zu beantworten. Die Spezialdisziplin von Manuel, dem Herold der Truppe ist das Feuerschlucken, während Gregor, alias Owen für das Spucken zuständig ist. Die reizenden Damen der Truppe bieten einen Vorführung mit entflammen Pois und schließlich gesellen sich auch 3 Mitglieder von Asanium zu den Feuerkünstlern. So stehen rund 9 Feuerspieler gemeinsam im Mittelpunkt der Schaulustigen. Ein herrliches Bild. Zuerst herrscht Lautsprecher-Konservenmusik vor, doch dann bringen sich Haga Skalden voll ein und machen die Show zu einem gelungenen, genießenswerten Erlebnis. Übrigens sind auch nach dem Ende des offiziellen Festprogramms die in der Mitte des Platzes platzierten Bierbankgarnituren sehr gut besetzt. Das Fest ist in jedem Fall für das Publikum eine willkommene Abwechslung zu den traditionellen Feuerwehrfesten.
Gesamt und Voschau
Ich bin begeistert! Ich bin begeistert von einem der kleinsten Feste auf denen ich je war. Und Kreuzenstein zählt nicht dazu, denn dabei handelte es sich ja bekanntlich eher um Sondervorstellungen im mittelalterlichem Stil. Ich bin begeistert von dem engagierten, freundlichen Team von Mör Teaghlach, der wunderbaren Hochzeitszeremonie, den gut ausgewählten Darstellern, Händlern und Handwerkern und der gelungenen Feuershow. Die Erwartungen der Organisatoren wurden erfüllt und sogar übertroffen und für das nächste Jahr ist ein weiteres Fest geplant, bei dem man die eine oder andere Kleinigkeit verbessern wird. Hoffen wir darauf, daß das Fest wie jedes Kind bis zum nächsten Jahr ein Stück wächst und daß sich vielleicht das Thema Kelten durch alle Bereiche ziehen wird.
Wir werden in jedem Fall wieder kommen und freuen uns auf das nächste Jahr! Schließlich sind wir doch alle ein bisschen "Mör Teaghlach" ...
Bericht von Johannes 20.06.2008 |